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1525  |  Luthers Hochzeit

Mitte Juni heiratete Martin Luther Katharina von Bora, die seit ihrer Flucht aus dem Kloster Nimbschen im Hause der Cranachs gewohnt und gearbeitet hatte. Die mit ihr geflohenen Nonnen waren längst alle verheiratet. Aber Katharina - aus sächsischem Landadel - war wählerisch. Irgendwann soll sie geäußert haben, dass sie Luther heiraten würde...

 

Dass Martin nun heiratete, nahmen ihm viele übel. Wieso überhaupt - hatte er nicht Keuschheit gelobt? Und jetzt auch noch eine Nonne. So ein Skandal! Viele Fragen kamen auf: Wieso erst jetzt, wo er doch viele Freunde zur Heirat ermutigt hatte und für sie die Fäden gesponnen? Außerdem war er schon über 40 und Katharina war 16 Jahre jünger! Warum gerade jetzt? Die grausamen Metzeleien des Bauernkrieges waren gerade vorbei, Entsetzen liegt über dem ganzen Landi. Wie kann man da an sein privates Glück denken?! Und wieso derart heimlich, dass selbst engste Vertraute wie Melanchthon nichts davon wussten?

 

Die Haustrauung vor wenigen Zeugen nahm Stadtpfarrer Bugenhagen vor  - Doktor Pommer, wie Luther ihn wegen seiner nordostdeutschen Herkunft nannte.

Gefeiert wurde dann doch - 14 Tage später und mit Gästen. Vater Hans und Mutter Margarethe waren gekommen, natürlich waren u.a. die Freunde Lucas und Barbara Cranach dabei und - es ist zu hoffen - auch Philipp Melanchthon mit seiner Katharina. Viele freuten sich mit. Der Rat der Stadt spendierte Wein für 33 Gulden!, der Kurfürst stiftete einen goldenen Pokal.

 

In das große Klostergebäude, das Luther nach der Auflösung seines Konvents 1524 fast allein bewohnte, zog eine engagierte junge Hausfrau ein. Schluss mit dem verlotterten Junggesellenleben.

 

Philipp Melanchthon, gut zwölf Jahre jünger als Luther und sein engster theologischer Mitstreiter, war hoch begabt. An der Universität zu Heidelberg hatte Philippus Swartzerd seinen ersten akademischen Titel schon mit 14 Jahren erlangt. Als er mit 21 Jahren zum Griechischprofessor an die Wittenberger Universität berufen wurde, trauten ihm die Wittenberger nicht viel zu (er war schmal, kaum größer als 1,50 m und hatte einen Sprachfehler). Aber schon seine Antrittsvorlesung beeindruckte alle. Er wurde einer der treibenden Kräfte der Refomation. Man nannte ihn später einen "Lehrer Deutschlands", und die Stadt Wittenberg schenkte ihm ein großes Haus. Seine Frau Katharina - eine Tochter aus reichem Wittenberger Hause - hatte er auf Betreiben Luthers 1520 geheiratet.

 

"Wenn ihr die Ehe geschlossen habt, dann dürft ihr nicht zurück, wenn es auch schlimm ausgeht.

Betet nur, es ist sehr vonnöten."


"Wenn aber eine Frau auch etwas bitter ist, muss sie trotzdem ertragen werden, denn sie gehört ins Haus."

 

"Wer in den Ehestand geht, der geht in ein Kloster voller Anfechtungen."

M.L.

 

 

 

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Stadtpfeiffer

Viele Städte hatten angestellte Stadtpfeifer, die bei offiziellen Anlässen und Festlichkeiten am Rathaus zu spielen hatten. Sie traten aber auch auf Magister- und Doktorenfeiern auf und konnten für private Gelegenheiten wie Hochzeiten gebucht werden. Selbst Kirchenmusik fiel ab und zu in den Aufgabenbereich der Stadtmusikanten.

 

"Einen traurigen, verzagten Menschen fröhlich zu machen, ist mehr, als ein Königreich zu erobern."

M.L.

 

 

 

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1527  |  Der schwarze Tod

Die Pest war zu Luthers Zeiten noch allgegenwärtig. Es waren nicht mehr die verheerenden Pestwellen, denen Mitte des 14. Jahrhunderts wohl ein Drittel der Bevölkerung Europas zum Opfer gefallen war, aber auch zur Zeit der Reformation trat die Pest immer wieder auf und forderte ihre Opfer.
Im Sommer 1505, als Luther in Erfüllung seines Gelübdes ins Kloster eintritt, wütete z.B. in Erfurt die Seuche. Ob Luther der plötzliche Tod von zwei Mitstudenten und zwei Professoren, die wohl an der Pest gestorben waren, so verunsichert hatte, dass das seine Entscheidung, ins Kloster einzutreten, mitbestimmte?

Als Luther im April 1507 die Priesterweihe erhielt, war die Pest in der Stadt immer noch nicht abgeklungen. Seinen Eltern in Mansfeld war zu Ohren gekommen, dass sich auch Martin unter den Pestopfern befände. Dass er überlebte, habe der Vater als Zeichen höherer Gnade verstanden, was zur Versöhnung mit dem Sohn beitragen sollte, so Carsten Fromm, Kurator des evangelischen Augustinerklosters Erfurt.

 

Friedrich der Weise ließ bei Künstlern in der Zeit mehrere teure Pestaltäre in Auftrag geben.

1506 war die junge Wittenberger Universität wegen der dort wütenden Pest vorübergehend nach Herzberg verlegt worden. Jahre später, als sich Luther 1521 auf der Wartburg aufhielt, trat die Pest wieder in Wittenberg auf. Diesmal sprach sich der junge Melanchthon dagegen aus, die Universität der Pest wegen zu verlegen (es sollte nach Grimma gehen). Der Ablassprediger Johann Tetzel war nicht lange zuvor in Leipzig an der Pest gestorben.

 

Von Juli bis in den späten Herbst 1527 gab es wieder viele Pestfälle in Wittenberg. Die Universität wurde auf Anordnung des Kurfürsten nach Jena verlegt (wo es damals noch keine Universität gab). Luther blieb trotz der kurfürstlichen Aufforderung, nach Jena überzusiedeln, mit seiner Familie in Wittenberg und seine Frau nahm erkrankte Personen im Hause auf - das ehemalige Kloster wurde zum Krankenhaus, wohl eher zum Hospiz. Luther berichtete in mehreren Briefen über diese Zeit. Im Dezember kehrte die Universität langsam nach Wittenberg zurück.

 

Im Pest-Herbst 1527 verfasste Luther sein Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“. Er schrieb es in Notzeiten: Seit Monaten quälte ihn ein Nierenleiden, im August war einer seiner Anhänger, Leonhard Kaiser, in Passau auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden und die Pest bedrohte gerade seine hochschwangere Frau. Mehrfach hatten Luthers „die Pest im Hause“. Vor diesem Hintergrund klingt das Lied nicht nur wie ein Trutz- und Kampflied, sondern auch nach Trost und großem Gottvertrauen.

Ein paar Jahre nach Luthers Tod brach die Pest 1552 in Wittenberg erneut aus, und die Universität wurde nach Torgau verlegt. Diesmal floh Katharina von Bora ebenfalls. Kurz vor Torgau hatte sie einen Unfall, an dessen Folgen sie 14 Tage später starb.

 

 

 

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1527  |  Luthers Taschenuhr

1527 bekam Martin Luther von Friedrich Pistorius, dem Abt des Benediktinerklosters zu Nürnberg, eine Uhr zugesandt, eine tragbare Uhr für den persönlichen Gebrauch. Luther nannte sie sein „Horologium“. Er bedankte sich: "... es ist mir solche sehr angenehm, aber ich werde genöthigt, bey den Mathematicis in die Schulle zu gehen, bis ich die Art und Beschaffenheit einer Uhr lerne. Ich habe dergleichen noch nicht gesehen…“

 

Nürnberg war Weltspitze im Bereich der Feinmechanik. Anfang des 16. Jh. konnte der Schlossermeister Peter Henlein dort meisterhafte Taschenuhren herstellen. Er verkleinerte das Uhrwerk stark und baute es in eine kleine Schmuckdose ein; das gelang durch den eingebauten Federantrieb – statt der Gewichte, die sonst größere transportable Uhren in Bewegung hielten. Henleins Uhren schlugen jede Stunde und liefen mit einem Mal Aufziehen fast zwei Tage lang.


Luther bekam wohl so eine Dosenuhr, kaum größer als 5 cm im Durchmesser, auch Sackuhr oder Bisamapfeluhr genannt. Drei Jahre später bekam Philipp Melanchthon auch eine.

War Luther nun wirklich ein Uhren-Fan, wie Mirko Gutjahr, Kurator an der Lutherhalle zu Wittenberg, sagt? Vielleicht haben die Nürnberger ihre Spitzenprodukte auch einfach werbewirksam an berühmte Persönlichkeiten gestiftet.

 

Trotz aller guten Beziehungen zu Nürnberg: Luther und der Künsterler Albrecht Dürer trafen nicht aufeinander. Dabei hätte Dürer sehr gern einen Kupferstich von Luther angefertigt ... Es kam nicht dazu - dafür gibt es aber ein Bildnis des großen Reformators Philipp Melanchthon von ihm.

 

 

1527: Schweden wird lutherisch. Deutsche und spanische Landsknechte plündern Rom.

 

 

 

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1528  |  Tischgespräche

Es war eine Ehre, als Student im Hause des Reformators zu wohnen und an seiner Tafel zu speisen. Noch mehr Speise bekamen die wissbegierigen angehenden Theologen aber bei den Tischgesprächen im Anschluss an die Mahlzeiten, bei denen eifrige Studiosi emsig Notizen anfertigten. Ungewöhnlich: Auch Katharina nahm dank ihrer Klosterausbildung durchaus auch aktiv an den (lateinisch geführten) Tischgesprächen teil.

 

1527 überflügelte die Universität Wittenberg zum ersten Mal alle anderen deutschen Universitäten. Durch Luther und Melanchthon stieg die Zahl der Studenten von ca. 300 im Jahr 1508 auf ca. 2000 in den Jahren um 1522 - und das bei einer Einwohnerzahl von ungefähr 3500 Einwohnern in Wittenberg.

 

1529: Protestation auf dem Reichstag zu Speyer. Die Türken stehen vor Wien. Abendmahlsgespräche.

 

 

 

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1530  |  Herr Käthe

"Mein Herr Catherin", wie Luther seine Frau in einem Brief angesprochen hat, führte im ehemaligen Augustinerkloster tatkräftig den Haushalt, zu dem Studenten und Verwandte zählten.
Allmählich gestaltete sie das Klostergebäude zu einer stattlichen Wohn- und Wirtschaftsanlage um. Sie ließ z.B. zusätzlich eine neue Badestube einrichten, verwandelte den ehemaligen Friedhof in einen Gemüse- und Obstgarten und ließ Ställe für die Schweinezucht bauen.

 

Katharina von Bora - Gärtnerin, Bäuerin, Wirtschafterin, braute auch Bier und züchtete Bienen und Fische. Und nicht zuletzt war sie auch Mutter von fünf Kindern.

 

1530: Augsburger Konfession. Dänemark wird lutherisch.

 

"Die Frau soll dafür sorgen, dass ihr Mann gern nach Hause kommt,

und er soll dafür sorgen, dass sie ihn nur ungern wieder gehen lässt."

M.L.

 

 

 

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1531  |  Luther und der Schwan

Es gibt vielfältige Darstellungen Luthers mit einem Schwan, z.B. auf Gemälden und Drucken. In Ostfriesland ersetzte der Schwan sogar den Wetterhahn auf evangelischen Kirchen. Seinen Ursprung hat dieses Symbol in einer Weissagung des böhmischen Priesters und Universitätsprofessors Jan Hus, der 1415 auf dem Konzil zu Konstanz wegen Ketzerei auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.

 

1531 bezog Martin Luther diese Prophezeiung auf sich persönlich: „Johannes Hus hat von mir geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schrieb: „Sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt Gans). Aber in hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden. Da soll es auch dabei bleiben, wenn Gott will".

 

Luther sagte das in einer Zeit, in der sich die Reformation schon festigte. Auf dem Augsburger Reichstag 1530 legten die Evangelischen Fürsten und Städte dem Kaiser ihr Bekenntnis vor. Der lehnte es zwar ab und erneuerte die Verurteilung Luthers und seiner Anhänger, doch die Protestanten schlossen sich 1531 ihrerseits zum einem militärischen Schutzbündnis zusammen, dem Schmalkaldischen Bund. Damit wollten sie der Gefahr begegnen, dass der Kaiser seinen Willen mit Gewalt durchsetzen würde. Noch kam es nicht dazu, denn Kaiser Karl suchte Verbündete im Kampf gegen die Türken (die belagerten zwar nicht mehr Wien, wie zwei Jahre zuvor, aber ihre Truppen standen an der Grenze zu Österreich. So sicherte Karl den protestantischen Ständen im Nürnberger Religionsfrieden bis zum nächsten Reichstag Religionsfreiheit zu. Die Reformation breitete sich weiter aus.

 

Als Luther 1546 gestorben war, griff sein Freund Bugenhagen in der 'Leichenpredigt' das Symbol mit dem Schwan wieder auf. Diese bald darauf gedruckte und verbreitete Bestattungspredigt machte das Motiv „Luther und der Schwan“ weit bekannt.

 

1531: Pizarros Gewaltherrschaft in Peru. Täuferreich zu Münster. England löst sich von Rom.

 

„Wir sind alle Hussiten ohne es gewusst zu haben“

M.L.

 

 

 

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Luther und das Bier

Martin Luther soll ja selbst gerne Bier getrunken haben.

Einmal das Bier, das seine Katharina braute - weil sie geschäftstüchtig war und weil das Wittenberger Augustinerkloster, das der Kurfürst samt allen Rechten Martin Luther 1532 geschenkt hatte, die "Braugerechtigkeit" innehatte - die Lizenz zum Bierbrauen. Das Brauen selbst konnte sie im Kloster gelernt haben oder im Hause Cranach, wo sie anschließend gelebt hatte (auch die Cranachs besaßen das Bierbraurecht).
Luther lobte ihr Bier und schrieb von unterwegs, sie möge doch „ein Pfloschen ihres Bieres zu ihm schicken so oft sie könne“. Katharina braute ein Dünnbier, das ungefähr halb so stark war wie normales Bier. Geschmeckt hat es Martin trotzdem.

 

Zum andren mochte der Reformator besonders das damals berühmte Einbecker Bier, von dem der Rat der Stadt Wittenberg zu Luthers Hochzeit ein Fass sponserte. Das war Starkbier; der Name Einbecker Bier wurde irgendwann zu 'Bockbier' verballhornt. Von Luther soll der legendäre Spruch stammen: "Den besten Trank den einer kennt, wird Ainpöckisch Bier genennt." Als die alte Hansestadt Einbeck 1529 evangelisch wurde, wurde der beliebte Exportschlager in katholischen Gebieten dann als 'Ketzerbier' gemieden.

 

Luther war Wein und Bier durchaus zugetan. Trotzdem warnte er auch vor übermäßigem Genusse und äußerte sich durchaus kritisch.

 

"Bier macht die Menschen toll und töricht, so dass sie sich hauen, stechen und ermorden.

Das ist aber nicht die Schuld des Bieres, wenn du ein Bierschlauch und ein Trunkenbold bist."

 

"Das Saufen ist in unseren Landen eine Art Pest, welche durch Gottes Zorn über uns geschickt ist."

 

"Wer das Bierbrauen erfunden hat, der ist ein Unheil für Deutschland gewesen."

"Wir sind in dieser Welt eilige Gäste. Wir sind hier bloß wie in einem Wirtshaus,

wo man ein Glas Bier trinkt und dann wieder weiterwandert - heimwärts."

M.L.

 

 

 

 

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Wer jagt hier wen?

Rund um Wittenberg gab es ausgedehnte Wälder. Noch heute ist die Dübener Heide das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteldeutschlands. Im 35 km entfernten Lochau (heute Annaburg) hatten die sächsischen Kurfürsten ein luxuriös ausgebautes Jagdschloss - mitten in der Lochauer Heide, damals ein wildreicher Urwald.

 

Luther äußerte sich im Laufe seines Lebens auch über das Jagen. Als Junker Jörg auf der Wartburg konnte er sich mit der Jagd nicht anfreunden und nannte sie in einem Brief an den kurfüstlichen Sekretär Spalatin, der seine 'Entführung' organisiert hatte "eine saure Ergötzung großer Herren und ein treffliches Geschäft für müßige Leute". Die Legende besagt, er hätte auf der Jagd einmal aus Mitleid einen lebenden Hasen unter seinem Mantel versteckt, aber die Hunde hätten den "Braten" gerochen und durch den Mantel hindurch totgebissen.

 

In der unruhigen Zeit des Bauernkrieges widersprach Luther den Forderungen der Bauern auf freies Jagdrecht, die sie im vierten der "Zwölf Artikel" in Süddeutschland formuliert hatten.

Später schrieb er einmal: „Jagen ist ein ehrlich Kurzweil und Lust und denen erleubet und vergünnet, die ihr ohne gewaldsam und unrechte Vergreiffunge an ihren Unterthanen und auch ohne Schaden und Verderb derselben gebrauchen." Oder: "Jagd ist gut und nutz, wenn der gut und nutz ist, der sie ausübt." Und mit einem Hauch von Kritik: "Unsere Fürsten sündigen ganz schwerlich, daß sie mit ihrem vielen unmäßigen Jagen die Armen beschweren, den armen Bauern die Früchte verderben und ihre Acker wüste machten."
Kein Wunder, durften die Bauern doch ihre Felder nicht einmal einzäunen, um zu verhindern, dass das Wild die Saat wegfraß oder die Rüben zerwühlte.

 

Als ihn sein einflussreicher Freund Hans Löser im Jahre 1531 zur Jagd einlud, nahm Luther die Einladung an, vielleicht auch auf Drängen seiner Käthe hin ("Du musst an die frische Luft!"). Er blieb aber dann lieber in einem Jagdwagen sitzen und widmete sich statt dem Waidwerke der Auslegung von Psalm 147, die er seinem Freund widmete.

 

 

 

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1535  |  Hausmusik

Luther wuchs mit Musik auf. Schon als Schüler in Magdeburg und Eisenach verdiente er seinen Unterhalt als Singknabe und sang im Kirchenchor. Er spielte Flöte und Laute, in der Renaissancezeit die Königin der Instrumente. Zu seinem Grundstudium in Erfurt gehörte auch das Fach Musik (mit viel Musiktheorie und Kompositionslehre). So hatte er weitgehende Kenntnisse der Musik erworben - und die Stimmbildung kam im Koster mit Psalmen und Lobgesängen auch nicht zu kurz.

 

Hans Sachs, Meistersinger von Nürnberg nannte Luther die "Wittenbergische Nachtigall" - nicht nur, weil Luthers Stimme weit übers Land erscholl. Luther sang gern und gut, und er verbannte Musik und Kunst bewusst nicht aus dem Gottesdienst. Im Gegenteil, er setzte sich dafür ein, dass die Gemeinde im Gottesdienst Lieder mit deutschem Text sang, nicht nur kurze lateinische Zeilen während der lateinischen Messe. Sein erstes Wittenberger Kirchenliederbuch von 1529 nannte er 'Gemeindegesangbuch'. Er komponierte (auch mehrstimmig) und schrieb Liedtexte. Knapp vierzig geistliche Lieder sind von ihm überliefert.

 

Musik sollte nicht nur in den Gottesdienst, sonder auch in die Schule gehören. Jeder Schulmeister müsste singen können. Originalton Luther: Man muß Musicam von Noth wegen in Schulen behalten... Die Jugend soll man stets zu dieser Kunst gewöhnen, denn sie machet fein geschickte Leute.“ Kein Zweifel, dass er auch Hausmusik im Kreise der Familie pflegte, wie es ein Historienmaler um 1875 darstellte.

 

Katharina und Martin hatten 6 Kinder: Hans (1526-1575), Elisabeth (1527-1528), Magdalena (1529-1542), Martin (1531-1565), Paul (1533-1593) und Margarethe (1534-1570).
Mit seinen Söhnen hatte Martin Luther ehrgeizige Pläne. Hans sollte Theologe, Martin Jurist und Paul Soldat (!) werden. Seinen Ältesten schrieb der schon mit 7 Jahren an der Wittenberger Universität ein, mit 13 war er soweit, das Vollstudium zu beginnen. Letztlich lief es anders: Hans wurde Jurist und stand später im Dienst des Herzogs von Sachsen und des Kurfürsten von Brandenburg, Martin studierte Theologie und Paul wurde ein angesehener Arzt. Margarethe heiratete Georg von Kunheim aus reicher preußischer Adelsfamilie.

 

"Die Musik ist die beste Gottesgabe – und dem Satan sehr verhasst."

 

"Der Teufel ist ein trauriger Geist und macht traurige Leute, darum kann er Fröhlichkeit nicht leiden. Daher kommt's auch, dass er vor der Musik aufs Weiteste flieht! Er bleibt nicht, wenn man singt.

M.L.

 

 

 

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Juden in Leipzig

In vielen Städten Deutschlands endete Mitte/Ende des 15. Jahrhunderts für lange Zeit das jüdische Leben. Städte wie Leipzig und Halle, Erfurt, Magdeburg und Nürnberg verloren einen wichtigen Teil ihrer Einwohner. Darüber dürfen auch die Juden- oder Jüdengassen in vielen Städten nicht hinwegtäuschen.


In Sachsen wohnten um 1500 offiziell kaum noch Juden; sie hatten auswandern müssen, nachdem ihnen die Fürsten den 'Schutz' entzogen (den sie vorher teuer zu bezahlen hatten). 1536 wurde ihnen nicht nur die Ansiedlung, sondern sogar der Aufenthalt in Kursachsen verboten.

So ist es wahrscheinlich, dass es zu Luthers Zeit im kleinen Wittenberg keine Juden gab. Aber es ist eine Besonderheit Leipzigs, dass dreimal jährlich zu den Messen jüdische Kaufleute, Händler und Hausierer in großer Zahl für mehrere Wochen in Leipzigs Straßen anzutreffen waren.

 

Die hasserfüllten Sätze, die Luther in späten Jahren den Juden nachschleuderte, gehören leider zum beschämenden Teil des reformatorischen Erbes.

 

 

 

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1536  |  Täuferkäfig

Einen sog. Täuferkäfig, wie er mahnend am Turm der Lambertikirche zu Münster hängt, gab es in Wittenberg nicht. Trotzdem sei hier an dieses alte Relikt der religiösen Intoleranz erinnert.

 

Sola scriptura - allein die Schrift: Deswegen musste sich auch Luther der Frage nach der Kindertaufe stellen. Sie kommt im Neuen Testament nicht vor, wird aber seit dem 3. Jh. in der Kirche praktiziert. Luthers Kollege Karlstadt kritisierte diese Praxis, 1524 sprach sich auch Thomas Müntzer dagegen aus. Es entstand eine neue Bewegung um die Erwachsenentaufe, das Täufertum. Sola fide - allein der Glaube: Wenn alles auf den Glauben ankommt, darf man dann Säuglinge taufen? Hier berief sich Luther auf die kirchliche Tradition, die mit einem stellvertretenden Glauben der Eltern, Taufpaten und der Gemeinde rechnet.

 

Die Anführer der Täufer- (oder Wiedertäufer-) bewegung der Stadt Münster waren 1536 hingerichtet und ihre Leichen in Käfigen ausgestellt worden. Münster in Westfalen war zwar katholisches Gebiet, aber auch in lutherischen Landen starben Wiedertäufer um ihres Glaubens willen.

 

Luther stand ihnen unduldsam und mit herber Sprache gegenüber. Seine Erfahrungen mit den Zwickauer Schwärmern, den Bilderstürmern in Wittenberg und den Grausamkeiten des Bauernkrieges ließen ihn wohl jede reformatorische Bewegung, die über seine eigene hinausging, ablehnen. Die Täufer verkörperten für ihn bedrohliche gottfeindliche Mächte (wie auch Papisten, Türken und Juden).

 

 

 

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1543  |  Wittenberger Röhrwasser

Die Bürger der Kleinstadt Wittenberg profitierten vom hervorragenden Ruf, den die Universität wegen Luther und Melanchthon genoss. Jahrelang hatte Wittenberg die höchsten Studentenzahlen weit und breit. Studenten wollen auch mit leiblichen Gütern versorgt sein - und sie bezahlten gut dafür. Auch der Bedarf an Trinkwasser stieg an.

Lange wurde Wittenberg über Brunnen und zwei Stadtbäche mit Wasser versorgt. Im Jahre 1542/43 ließ der Kurfürst ein nördlich gelegenes Quellgebiet erschließen und eine Röhrwasserleitung zum Schloss verlegen: Hohle Holzstämme, mit Eisenbuchsen verbunden.

 

Es floss so viel Quellwasser, dass man auch Anschlüsse in Bürgerhöfe der Schloß- und Collegienstraße legen konnte. Auch die Universität wurde versorgt: Luther durfte das Schloßröhrwasser kostenfrei genießen, und auch Melanchton bekam eine “Portion” ins Haus verlegt.

Einige Jahre später gründeten wohlhabende Bürger der Stadt eine eigene Röhrwassergesellschaft und leiteten Wasser bis zu ihren Häusern. Selbst Sperreinrichtungen bauten sie ein, um "den Hahn abzudrehen", wenn das Wassergeld ausblieb.

 

Noch heute sind in Wittenberg Zapfstellen alter Röhrwasserstellen in Betrieb. Sie stammen aber nicht aus Luthers Zeit.

 

 

 

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Luther predigt

Bild und Erklärung wird noch vorbereitet

 

"Christum predigen ist gar ein schwer und gefährlich Amt. Hätt ich´s etwan gewußt,

so wollt ich mich nimmermehr dazu hergegeben haben, sondern gesagt mit Mose: Sende, wen Du willst!"

 

 

 

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Der Apfelbaum-Spruch

Er ist wohl nur Legende, dafür aber eine sehr schöne - der Apfelbaumspruch: "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen!".
Der Satz hätte zu Luther gepasst, zu seiner Erwartung des nahen Weltendes, das er nicht mehr fürchtete (er sprach vom "lieben jüngsten Tag") und auch zu seiner zupackenden Art.

 

Sehr wahrscheinlich wird der Satz so oder so ähnlich Luther nur in den Mund gelegt. Denn der erste schriftliche Nachweis dafür stammt aus dem Jahr 1944 - da war Luther schon fast 400 Jahre tot.


Wir Christen warten noch immer auf den lieben jüngsten Tag, manche von uns auch sehnsüchtig. Und trotzdem wurden im Laufe der Zeit viele "Apfelbäumchen" gepflanzt - und werden es immer noch.