alles beginnt anno domini

1 4 8 3

 

 

 

01

1483  |  Martins Geburt und Taufe

Vater Hans Luder, Bauer aus Möhra bei Eisenach, hatte sich vom "Berggeschrey" anlocken lassen: Er wurde Bergmann im Mansfeldischen Revier und begann als einfacher Hauer.

Zuerst zog Hans mit seiner Frau Margarethe nach Eisleben. Sie brachte dort am 10. November 1483 einen kleinen Jungen zur Welt. Mit der Wahl des Namens hat man damals keine großen Umstände gemacht: Der folgende Tag, an dem der Kleine getauft wurde, war der Namenstag des Heiligen Martin von Tours. Also hieß der Bub fortan Martin.

Wenige Wochen nach der Geburt zog die junge Familie Luder in die Nachbarstadt Mansfeld. Hier wuchs Martin mit seinen jüngeren Geschwistern auf.

 

Hans Luder war wohl nicht der bettelarme Bauernsohn, der zu Hause den Hof nicht erbte und deshalb keine andere Wahl hatte, als im Bergbau zu schuften. Die Bauernfamilie Luder waren wohlhabende, angesehene Leute - die Großfamilie besaß im thüringischen Möhra fünf Höfe. Hans Luders' Frau Margarete war eine geborene Lindemann, die Tochter eines Eisenacher Ratsherren, und Margaretes Onkel, Antonius Lindemann, war einflussreicher Bergwerksverwalter der Grafen von Mansfeld. Er ebnete den jungen Luders den Weg, und so konnte sich Hans Luder innerhalb weniger Jahre als Bergbauunternehmer, Hausbesitzer und Ratsherr in Mansfeld etablieren.

 

"Ich bin ein Bauernsohn. Der Urgroßvater, mein Großvater, der Vater sind richtige Bauern gewesen.
Danach ist mein Vater nach Mansfeld gezogen und ist dort Berghäuer geworden. Dorther bin ich."

M.L.

 

 

 

02

1488  |  Pfarrschule in Mansfeld

Ende des Winters 1488 wurde Martin in die städtische Schule in Mansfeld eingeschult, er war gerade einmal viereinhalb Jahre alt. Dass er überhaupt zur Schule gehen durfte, zeigt den Wohlstand, den sich Vater Hans inzwischen erarbeitet hatte. Aber ob es üblich war, die Kinder so früh zur Schule zu schicken - oder doch väterlicher Ehrgeiz?

 

Wie überall herrschten wohl an der Schule zu Mansfeld noch barbarische Lehrmethoden vor. Martin lernte dort Tag für Tag (außer Sonntags, Ferien gab es keine) etwa acht Jahre lang. Beschrieben wird er als stiller, zurückhaltender und durch die strenge Ordnung eingeschüchterter, aber auch sehr begabter Schüler. Gelernt habe er in jenen Jahren bitter wenig, schätzte Luther später selbst ein. Auch seine Mutter war eine strenge Erzieherin.

 

Als Martin noch klein war, schrieb ein ca. 30 Jahre älterer Zeitgenosse Weltgeschichte: Christoph Kolumbus machte sich auf den Seeweg westwärts in Richtung Indien – und entdeckte 1492 Amerika.

 

"Meine Eltern haben mich aufs Strengste bis zur Verängstigung gezüchtigt. Meine Mutter verprügelte mich um einer einzigen Nuss willen, bis das Blut herausfloss. Man soll die Kinder und Schüler so strafen, dass der Apfel neben der Rute sei."

M.L.

 

 

 

03

1497  |  Abschied nach Magdeburg

  

Vater Hans gehörte inzwischen zu den angesehensten Bürgern der Stadt Mansfeld. Er hatte Vermögen, einen Sitz im Rat der Stadt und gute Beziehungen. Mutter Margarethe sorgte für Kinder, Haus und Hof.

 

Im Frühjahr 1497 wurde der 13jährige Martin in das drei Tagereisen entfernte Magdeburg zur Schule geschickt. Magdeburg - Hanse- und Bischofsstadt - war eine Großstadt. Martins Schwester Margaretha war ca. 12 und Bruder Jakob ca. 7 Jahre alt, als Martin dorthin ins 'Internat' geschickt wurde. Er besuchte die angesehene magdeburger Domschule, die von den 'Brüdern vom gemeinsamen Leben' geführt wurde, einer Ordensgemeinschaft. Seine Unterkunft hatte Martin bei einem hohen bischöflichen Beamten, dem Vorsitzenden des Kirchengerichtes, der ebenfalls aus Mansfeld stammte.

Luthers Schule befand sich auf dem heutigen "Fürstenwall". Die Schule ist nicht mehr erhalten, hier steht aber immer noch Magdeburgs ältestes Stadttor (erb. 1493).

 

Schon ein Jahr später verließ Luther auf Wunsch seines Vaters Magdeburg wieder und wechselte an die Lateinschule zu Eisenach.

 

Etwa 20 Jahre später besuchte Luther erneut Magdeburg. Diesmal war er auf Dienstreise, um das Leben im dortigen Augustinerkloster genau zu überprüfen. Und im Juni 1524 predigte der Reformator in der Stadt - in vollbesetzten Kirchen.

 

"Das Notwendige wissen wir nicht, weil wir Überflüssiges gelernt haben."

M.L.

 

 

 

 

04

1498  |  Schüler in Eisenach

An der Lateinschule im thüringischen Eisenach setzte Martin seine Ausbildung fort. Er wohnte bei seinem Großonkel Konrad Hutter. Um seinen Unterhalt zu verdienen zog er - wie damals üblich - als Kurrendesänger von Haus zu Haus. Bald unterstützte ihn die einflussreichen Ratsherrenfamilie Schalbe und Cotta, in deren Haus er später wohnte (und das man heute als "Lutherhaus" besichtigen kann).

 

1498 wurde in Florenz der Bußprediger Savonarola als Ketzer verbrannt.

 

Martin blieb bis 1501 in Eisenach und studierte danach an der Erfurter Universität.

 

 

 

05

1501  |  Georgenburse in Erfurt

Martin wurde Student an der berühmten Universität zu Erfurt. Die Stadt war mit etwa 20 000 Einwohnern eine der deutschen Großstädte. Zum Vergleich: Seine Heimatstadt Mansfeld hatte etwa 2000 Einwohner, seine spätere Wirkungsstätte Wittenberg auch nur ca. 2000 (obwohl es kurfürstliche Residenzstadt war).

Luther wohnte in Erfurt in der Georgenburse, einem der Studentenwohnheime (mit Verpflegung, aber strenger Aufsicht!). Studienziel war die Juristerei.

 

Als Student führte Luther einen Degen - auch wenn das nicht immer gut ging: Einmal verletzte er sich damit  selbst so schwer, dass er fast verblutet wäre.

Luther schaffte sein Grundstudium in der kürzestmöglichen Zeit und schloss im September 1502 mit dem Bakkalaurus und Ende 1504 oder Anfang 1505 mit der Magisterprüfung ab - als zweitbester von siebzehn Kandidaten. Mitte Mai begann er das eigentliche Jurastudium.

 

1502, während Luther in Erfurt studierte, promovierte der 20 Jahre ältere Nikolaus Kopernikus aus dem preußischen Ordensland zum Doktor des Kirchenrechts (an der Universität Ferrara, Italien). Der Domherr, Arzt und Astronom veröffentlichte seine astronomischen Beobachtungen zu den Planetenbahnen aber erst kurz vor seinem Tode. Er war vorsichtig.

 

1502 gründete Kurfürst Friedrich der Weise in Wittenberg die Universität "Leucorea".